An interview with Jeremy Powers

Ein Interview mit Jeremy Powers

Jeremy Powers gehört zu den inspirierendsten Persönlichkeiten des Radsports. Rapha ist unglaublich stolz darauf, den viermaligen US-Crossmeister, charismatischen Anführer und Förderer talentierter Nachwuchsfahrer und sein Team in den vergangenen sieben Jahren unterstützt zu haben.

30 January 2018

Während dieser Zeit ist die Beliebtheit des Crosssports in Nordamerika durch die Decke gegangen, und daran hatte Jeremy keinen geringen Anteil. Nach der Ankündigung, dass sein Team Aspire Racing aufhört, führten wir ein abschließendes Gespräch. Danke, J-Pows.

Hi Jeremy, kannst du uns erzählen, wie es mit dem Team Rapha-Focus losging?

Ich weiß noch, wie Slate Olson (damals Marketingleiter von Rapha) zum ersten Mal mit dem Angebot am Telefon war, und ich fand es total aufregend, dass diese neue Marke mich unterstützen wollte. Slate schickte mir das wunderschöne Classic Softshell Jacket, das mit den Reißverschlüssen unter den Armen, und als ich zu meiner Trainingsgruppe kam, hörte ich von allen, ,Mann, das ist ja so schön!‘. Das war 2011, und damals machte niemand solche Kleidung. Kurz darauf regelten wir alles mit den anderen Sponsoren, und es wurde sonnenklar, dass sie keine halben Sachen machen wollten. Sie hatten sich kein Limit gesetzt, um mir zu ermöglichen, mein Bestes zu geben.

Gibt es Erinnerungen aus den letzten sieben Jahren, die wirklich hervorstechen?

Ich denke sehr gern an meinen ersten Meistertitel 2012, denn Slate und Scott Ritschoff (damals Geschäftsführer von Focus Bikes) kamen zu den Rennen und waren an der Strecke. Damals stand ich extrem unter Druck. In meiner Karriere hatte ich noch keinen Landesmeistertitel gewonnen, also war ich sehr, sehr nervös. Ich weiß noch, wie mich diese Jungs nach dem Zielstrich umarmten und ich dachte, ,wie cool ist das denn? Ihr Jungs steckt Geld und Energie hier rein, und zusammen haben wir etwas echt Besonderes geschafft.‘ Der Gedanke, dass mir ihre Unterstützung ermöglichte, das Beste aus mir rauszuholen, ist etwas, für das ich auf ewig dankbar bin.

Aber es gibt so viele tolle Erinnerungen, wie als ich CrossVegas gewonnen habe. Es war 2012, mein erstes Jahr als Landesmeister, und ich habe dieses Rennen mit Zuversicht gewonnen. Viele große europäische Fahrer waren da, so wie Lars van der Haar und ein junger Wout van Aert, und ich war wirklich stolz darauf, als Landesmeister in einem tollen neuen Outfit zu gewinnen.

Welche Produkte und Teamdesigns von Rapha haben dir über die Jahre am besten gefallen?

Mein Lieblingsprodukt von Rapha ist das Pro Team Jacket. Es ist vorne winddicht und am Rücken elastisch, und ich finde es super für Intervalle, denn du kannst dich darin super aufwärmen und wieder abkühlen. Dann gibt es da Sachen wie dicke Merino-Beinlinge, Halswärmer, Thermo-Trägerhosen... Dinge, die dir das Leben wirklich leichter machen.

Was das Team-Outfit angeht, war 2012 mein liebstes Jahr. Ich hatte ein weißes Kurzarm-Meistertrikot und ein schwarzes mit langem Arm. Ich fand, dass es richtig cool aussah, und Oakley machte eine Brille im Custom-Design, die dazu passte. Es war total professionell.

Du warst lange darin eingebunden, die Talente jüngerer Fahrer zu entwickeln, in letzter Zeit deine Teamkollegen Ellen Noble und Spencer Petrov. Wie kam es dazu?

Als mir klar wurde, dass mein Ziel, auf dem Podest bei einem UCI-Weltcup oder einer Weltmeisterschaft zu stehen, nicht mehr realistisch war, habe ich nach Leuten wie Ellen Noble geschaut, die es schaffen konnten. Ellen diese Plattform und das Rezept an die Hand zu geben, um bei einem Weltcup aufs Podest zu fahren [was Ellen erstmals im September 2017 gelang], ist, was ich liebe: anderen Leuten zu helfen, das Beste aus sich zu machen. Wir Menschen schauen immer auf uns selbst, und meine großen Momente im Radsport bedeuten mir mehr als, sagen wir, die von Ellen – aber Mann, sie sind nah dran. Ich weiß noch, wie es sich letztes Jahr anfühlte, als ich trainieren war und die Updates bekam, dass Ellen die U23-Weltmeisterschaft gewinnen könnte. Ich konnte nur denken, ,oh Mann, das ist Wahnsinn!‘

Wie sieht J-Pows’ Zukunft aus?

Es ist noch etwas unentschieden. Ich habe dieses Jahr wirklich versucht, die Meisterschaft zu gewinnen [Jeremy wurde knapp Zweiter hinter Stephen Hyde]. Das war mein Fokus, und wenn ich das geschafft hätte, könnte ich glücklich sterben. Aber ob ich nun vier oder fünf Titel habe, macht keinen großen Unterschied. Ich werde immer Rad fahren, es wird für immer meine Leidenschaft sein. Ob ich jetzt einen Job in der Industrie annehme oder etwas hier vor Ort starte, oder ob ich als Trainer für ein paar Fahrer ende, es ist alles offen – ich habe jetzt nichts Konkretes, das am ersten März losgeht. Ich habe keinen Vertrag unterschrieben und mir stehen alle Möglichkeiten offen. Ich warte einfach, um wirklich zu sehen, was für Türen sich nach dieser Ankündigung öffnen. Vielleicht fahre ich noch ein Jahr Rennen, und wenn ja, wird es hauptsächlich national sein und rund um die Landesmeisterschaft.

Noch ein letztes Wort?

Ich bin einfach extrem dankbar. Alles hat ein Ende, und dies ist ein guter Moment, um nachzudenken und dankbar zu sein. Und Dankbarkeit ist alles, was ich habe. Rapha hat es möglich gemacht, dass sich meine Kinder Stories über mich im Internet anschauen können. Anders als andere Fahrer habe ich mir einen Sponsor nie unter dem Gesichtspunkt ,was kannst du für mich tun?‘ angeschaut. Ich habe es immer als ,was kann ich für die tun?‘ gesehen. Ich begriff, dass Rapha mir die Möglichkeit gab, dieser Sache hinterherzujagen, und so habe ich wirklich ein Gefühl großer Dankbarkeit, und die Möglichkeit, einige meiner Träume zu leben. Ich möchte Leuten helfen, fahren, lernen, Leute treffen, und Teil von etwas zu sein, das vielen Leuten viel bedeutet, bringt mich jeden Tag zum Lächeln.

Ein Statement von der Geschäftsführerin von Rapha North America, Hillary Benjamin:

„Rapha fühlt sich unglaublich geehrt, Teil einer so einflussreichen, erfolgreichen und fröhlichen Gruppe vom Menschen gewesen zu sein. Wir waren fast acht Jahre lang ein Teil von Jeremys ausgeweiteter Familie, und sie haben uns und unsere Marke unglaublich gut repräsentiert. Ich denke, jedem ist Jeremys lange Liste von Erfolgen und Errungenschaften mit Aspire Racing bekannt, darunter nationale Meistertitel, Medaillen bei Weltmeisterschaften und Worldcup-Podestplätze. Und auch den bemerkenswerten Aufstieg von Ellen Noble und Spencer Petrov wollen wir nicht vergessen.

Doch über diese grandiosen Erfolge hinaus fühlen wir uns noch mehr dadurch geehrt, ein kleiner Teil des unauslöschlichen Beitrags zu sein, den dieses Team zum Cyclocross-Sport geleistet hat. Bei Rückblick auf eine einzigartige gemeinsame Fahrt haben wir übereinstimmend beschlossen, unsere Partnerschaft in der Saison 2018/19 nicht fortzusetzen, zumal wir nach anderen Wegen suchen, wie sich Rapha weiter in die Rad- und Rennszene der USA einbringen kann. Selbstverständlich wünschen wir Jeremy und seinem Team bei Aspire Racing nichts als Glück und weiteren Erfolg.

Als wir 2011 mit diesem Programm starteten, sollte es ein Beschleuniger werden und ein Teil der wachsenden, aufregenden Cyclocross-Gemeinschaft. Wir glauben, dies – und noch vieles mehr – mit dieser Partnerschaft erreicht zu haben. Wir lieben die Fahrer und Mitarbeiter, mit denen wir über die Jahre zusammengearbeitet haben. Sie sind Freunde für uns und wir wissen, dass unsere Beziehung auch in der Zukunft Bestand haben wird.“