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SEEING SOUND

Zur Feier der Präsentation unserer neuesten limitierten Sonderkollektion haben wir Lachlan Morton gefragt, welche Rolle Musik für ihn bei seinen Langstreckenfahrten spielt.

Vor ein paar Jahren galt Lachlan Morton als vielversprechender australischer Rundfahrer, dem eine große Zukunft im Feld der Profis bevorzustehen schien. Heute kennt man ihn von Ausdauerfahrten der etwas anderen Art. Lachlans Verhältnis zum Leben in der WorldTour hatte Höhen und Tiefen, doch als Langstrecken-Legende erfand er sich neu.

Innerhalb von drei turbulenten Saisons mischte er sich beim Leadville 100 unter die Mountainbiker, fuhr auf dem Crosser über die Three Peaks in Yorkshire und durchquerte bei einem Ultra-Ausdauerrennen die südspanischen Wüsten – und dabei bestritt er immer noch WorldTour-Rennen.

In letzter Zeit machte er auf der ganzen Welt mit seinen Langstrecken-Abenteuern Schlagzeilen. Mit seiner Rekordfahrt beim GBDuro 2020 und dem „Alt Tour“-Abenteuer des letzten Sommers verschob Lachlan die Grenzen des Möglichen. Und es fällt auf, dass der freundliche Australier auf keiner seiner Fahrten auf ein ganz wichtiges Accessoire verzichtet: seine Kopfhörer.

Wo auch immer er fährt, Musik ist eine wichtige Quelle der Inspiration für Lachlan. Zur Feier des Kollektionsstarts von Seeing Sound – von Lachlan gestaltet und von seinen Playlists inspiriert – kontaktierten wir ihn, um herauszufinden, was er hört, wenn er auf seinen längsten Fahrten in die Pedale tritt.

Gib uns ein Beispiel dafür, wie dir die Musik einmal wirklich über schwierige Momente auf dem Rad geholfen hat.

Beim GBDuro habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie Musik meine Stimmung beeinflussen kann. Ich konnte eine direkte Verbindung spüren von der Musik aus dem Kopfhörer und meiner Motivation, in die Pedale zu treten. Es gab bestimmte Songs, auf die ich bauen konnte, wenn meine Motivation wirklich abnahm. Es gab Songs, die ich mir unterwegs nicht anhören konnte, doch sobald ich wieder zuhause war, konnte ich sie voll aufdrehen. In der ersten Nacht, als es nicht gut lief und ich überhaupt nicht in meinem Element war, hörte ich mir einen Song drei Stunden am Stück an. Es tröstete mich, wie eine Decke. Der Song erinnerte mich daran, wie es war, keine Probleme zu haben. Er brachte mich durch, wo ich sonst sicher aufgegeben hätte. Von da an nutzte ich Musik und machte damit die meisten meiner Fahrten besser.



Wie war es, als du jünger warst?

Als Junge hatte ich Angst davor, auf der Radrennbahn zufahren. Dort, wo ich wohnte, gab es keine Bahn, und wenn wir die fünf Stunden langen Fahrt zur olympischen Radrennbahn in Sydney unternahmen, wurde meine Angst ab dem Moment des Losfahrens immer größer. Ich wollte Rennen fahren, ich wollte gewinnen, aber ich hatte totale Angst vor den Steilkurven und dem Holzbelag. Also brannte ich mit eine CD mit einer besonderen Playlist aus zwölf Songs, die mich runterbrachten, sodass ich mich gut dabei fühlte, die Steilkurven anzugehen. Ich nannte sie Hochputsch-CDs, aber eigentlich waren es nur Songs, die mir das Gefühl gaben, zuhause zu sein. Diese Stücke hatten eine starke Wirkung auf meine Stimmung. Sie brachten mich dazu, Dinge zu tun, die ich sonst nicht gemacht hätte.

Also, hast du beim Radfahren immer Musik gehört?

Nicht immer. Erst als ich so elf oder zwölf war, bin ich mit Musik gefahren. Ich stopfte mir den Discman in die Rückentasche und versuchte, den Schlaglöchern auf den Straßen in meiner Gegend auszuweichen, damit meine selbstgebrannten CDs nicht sprangen. Das Training in den dunklen Morgenstunden verwandelte sich von einer ziemlich einsamen Angelegenheit in eine Chance, neue Klänge zu erkunden. Die vertraute Umgebung wurde in ein neues Licht getaucht, und ich fing an, mich auf die Zeit alleine mit meinen Kopfhörern zu freuen. Jetzt fahre ich immer lieber mit Musik. Ich mag Stille nur, wenn ich mit jemandem fahre, den ich so gut kenne, dass ich nicht das Gefühl habe, eine Pause im Gespräch überbrücken zu müssen. Das oder laufendes Wasser. Wenn ein Gewässer in der Nähe ist, nehme ich meine Kopfhörer oft ab.



Was hörst du, wenn du weißt, dass du es fast geschafft hast und nur noch ein paar Kilometer zu fahren sind?

Etwas Neues. Ich glaube, dies ist der beste Moment, Musik zu hören, die du noch nicht kennst. Du bist guter Stimmung, deine Gedanken sind klar und du bist offen dafür, es dir mit voller Aufmerksamkeit anzuhören. Manchmal passt es nicht, aber das macht nichts, denn in diesem Moment bin ich nicht darauf angewiesen. Manchmal ist es genau richtig und es findet einen Platz auf der Playlist des nächsten Tages.

Und abschließend, was ist mit Podcasts? Was empfiehlst du?

Hamish und Andy. Ein australisches Duo, das besser als alle anderen Quatsch redet. Ich möchte bei einer lustigen Unterhaltung Mäuschen spielen. Das ist alles. Ich höre mir Up and Vanished an, wenn es eine neue Staffel gibt, doch ich versuche mir den komplizierten Kram für die Zeit aufzusparen, wenn ich nicht auf dem Rad sitze.

LACHLANS PLAYLIST

„Diese Playlist habe ich zum Radfahren zusammengestellt. Sie ist sehr vielseitig, um alle Stimmungen und Emotionen abzudecken. Manche muntern mich auf, manche machen mich traurig, ein paar höre ich mir etwas verschämt an und viele erinnern mich an unterschiedliche Zeiten in meinem Leben oder stehen für ganz bestimmte Momente. Mein Musikgeschmack hatte zwei große Einflüsse.“

„Als ich jünger war, kam so ziemlich alles, was ich hörte, von meinem älteren Bruder Angus. Heute übt meine Frau Rachel den größten Einfluss darauf aus, was aus meinen Kopfhörern kommt. Es kann sein, dass es nur etwas für mich ist, aber ich hoffe, dass ihr mal dazu kommt, das hier auf ,Zufallswiedergabe‘ zu stellen und richtig lang Rad fahren zu gehen.“



Joan, I’m Disappearing – City Calm Down
Territory – The Blaze
Humiliation – The National
Easy Easy – King Krule
Paper Trails – DARKSIDE
The End – The Doors
Clair de Lune – Flight Facilities
Worried Shoes – Daniel Johnston
Under The Milky Way – The Church
IMY2 – Drake
Blinded By The Lights – The Streets
Song To Siren – This Mortal Coil
Station Wagon – Shame
Glue – Bicep
September Song – Agnes Obel
Hold You Forever – Aero Manyelo
Come To Life – Kanye West
Little Habits – Petey
Lord Let It Rain On Me – Spiritualized
L’Amour Et La Violence – Sébastien Tellier