Rapha Handbücher: Die Abkürzung

Wie lange dauert es, jemanden wirklich kennenzulernen? Eine Woche, einen Monat, ein Jahr? Geh mit jemandem Rad fahren, und es könnte weniger lang dauern, als du denkst.

22 July 2018

Hast du dich je gefragt, wie es die Radprofis anstellen, ihre hohen Geschwindigkeiten durchzuhalten, wenn sie übers Land rasen? In manchen Fällen darf man von unrechtmäßig erlangten Vorteilen ausgehen. Doch vor allem gilt eine ziemlich simple Erklärung: das Fahren in der Gruppe. Alles hat seinen Preis, doch in einer gut organisierten Gruppe zu fahren sorgt für „Gratis-Geschwindigkeit“ – ohne zusätzliche Anstrengung ist man in der Lage, schneller zu fahren.

Ehrlicherweise muss man sagen, dass wohl niemand von uns je die Geschwindigkeiten der Rundfahrtsieger erreichen wird. Für uns liegt der wahre Vorzug der Gruppenfahrten in der Geselligkeit. Ob du mit dem örtlichen Verein unterwegs bist oder nur mit ein paar Freuden – die besten Fahrten sind die, die man gemeinsam erlebt. James Fairbank, Head of Brand bei Rapha, sieht das Fahren in der Gruppe als Abkürzung – nicht nur in Sachen Geschwindigkeit, sondern auch beim Aufbau von Beziehungen.

„Mit jemandem zu fahren erlaubt dir einen Blick auf Persönlichkeitsaspekte jenes Menschen, die anderenfalls vielleicht erst sehr spät zum Vorschein kommen würden“, sagt er. „Wenn jemand Defekt hat, kannst du schnell die Hilfsbereiten erkennen – sie sind die Ersten, die einen Ersatzschlauch rausholen oder ihre Hilfe anbieten. Du erkennst das Führungspotenzial mancher Leute, wenn sie die Streckenplanung übernehmen und Richtungswechsel ankündigen, während andere diese Dinge lieber aus der Hand geben. Persönlichkeitszüge sind auf dem Rad leicht erkennbar, und deshalb lernen sich die Leute wirklich kennen.“

Anders als etwa beim Tennis oder im Schwimmbad, wo Netze oder einsame Bahnen die Menschen trennen, bietet der Radsport endlose Möglichkeiten, Konversation zu treiben. Diese Unterhaltungen können sich ziemlich stark von dem unterscheiden, was man aus anderen Situationen gewohnt ist.

„Eine Kneipenkonversation zum Beispiel folgt einer gewissen Struktur. Man holt sich an der Theke ein Getränk, nimmt sich einen Stuhl und plaudert mit seinen Freunden“, sagt Fairbank. „Wenn man in einer Gruppe fährt, lässt man sich ein Stück weit treiben. Die Unterhaltung frischt auf und flaut ab, unterbrochen von den Biegungen der Straße und den Führungswechseln. Normalerweise fährt man in der Zweierreihe, woraus sich eine Unterhaltung mit einem einzelnen Gesprächspartner ergibt. Wenn man Seite an Seite fährt, ist man unbelastet von der Intensität eines Gesprächs Auge in Auge mit einem Gegenüber.“

Mit der Zeit wirst du die Menschen, mit denen du öfter fährst, extrem gut kennenlernen. Deine Tourenpartner werden wie ein kleines Völkchen werden, dessen Angehörige alle ihren eigenen Charakter und ihre eigenen Angewohnheiten haben. Manche dieser Eigenarten werden dir sympathisch sein, andere können von Zeit zu Zeit für ein Stirnrunzeln sorgen – doch das gehört alles zum Fahren in der Gruppe. Auch Fairbanks regelmäßige Tourenpartner sind nicht anders, und alle haben ihre Eigenheiten.

„Wenn sich die Gelegenheit ergibt, versucht einer meiner Freunde immer, auf Straßen mit rauer Oberfläche die glattere Seite zu erwischen, wo es etwas weniger anstrengend ist. Er fährt Rennen und schafft es nie so ganz, diesen Teil seines Gehirns auszuschalten. Ich bin mit ziemlich sicher, dass er nicht mal merkt, dass er das macht. Ein anderer Freund, mit dem ich oft fahre, kommt immer zu spät. Wenn er dann aber ankommt, ist er immer voller Elan, und oft hat er mich dazu überredet, an einem Regentag loszufahren.

Man soll ja keine Favoriten haben, aber ich fahre wirklich gerne mit einem anderen Freund von mir, Rhys. Er ist ein großer Kerl und extrem stark auf dem Rad. Wenn ich in der Gruppe hinter ihm fahre, kann ich ziemlich schnell unterwegs sein, ohne irgendetwas zu spüren.“

Fahr mit

Mit mehr als 350 Fahrten pro Woche in diesem Juli ergeben sich mehr als genug Chancen, mit alten oder neuen Freunden zu fahren. Und wenn du wissen willst, wie du deine Stadt und die sie umgebenden Straßen am besten erkunden kannst, findest du in den Rapha Clubhouses auf der ganzen Welt leidenschaftliche Radsportler, die dir die besten und ruhigsten Strecken weitergeben.

Rapha Handbook 01 Getting Started in Road Cycling

A complete guide to the mystifying world of road cycling from Guy Andrews, with illustrations from Laura Quick.

Buy now