Tour-de-France-Galerie: Teil III

Wird Alaphilippe in Gelb stärker oder schwächer? Kann Thibaut Pinot seine Form halten? Wer führt Ineos an? Und wie heiß soll es noch werden? Unsere dritte Bildergalerie von der Tour zeichnet sechs Etappen nach, die mehr Fragen als Antworten bergen.

25 July 2019

Etappe 12

TOULOUSE – BAGNÈRES-DE-BIGORRE

Nach seinem Flirt mit den vertikal scheinenden Passagen der Vogesen ist das Rennen nun auf dem Weg in die Pyrenäen und damit in ein richtiges Gebirge. Der Himmel war verhangen, als die Etappe losging, und schnell bildete sich eine starke Ausreißergruppe mit Peter Sagan auf der Jagd nach Punkten und Simon Clarke von EF Education First.
Die Duelle der schnellen Männer bei den Zwischensprints gingen allesamt an Sagen. Dann fielen die schwereren Fahrer zurück und eine starke Fluchtgruppe ging den berühmten Col de Peyresourde an, in der Tiesj Benoot und Tim Wellens Punkte für die Bergwertung sammeln wollten.
Als ein in der Geschichte der Tour besonders oft gefahrener Anstieg mag man sich an den Peyresourde von der spannenden 65-km-Bergetappe des letzten Jahres erinnern oder durch die todesmutige Abfahrt Chris Froomes im Jahr 2016.
Dieses Mal war es Simon Clarke, der seinen Geburtstag dadurch feierte, dass er das Renngeschehen mit einem Soloritt belebte.
Im ähnlicher Manier wie Froome konnte der Australier einen Puffer von über einer Minute auf seine Rivalen in der Fluchtgruppe herausfahren.
Als es in den letzten Anstieg ging, den Horquette d’Ancizan, ließ Simons Gesicht die Anstrengungen erahnen, und fünf Kilometer vor dem Gipfel wurde er vom Europameister Matteo Trentin gestellt.
Auch wenn das Tempo ein bisschen zu hoch für ihn gewesen war, hatte der Australier seinen Geburtstag mit viel Stil gefeiert. Wie wir alle wird Simon jedes Jahr älter, doch er macht keine Anzeichen, langsamer zu werden. Eine weitere große Fahrt in einem der besten Jahre seiner Laufbahn.

Etappe 13

PAU – PAU

Zeitfahren in Pau. Ein außergewöhnlicher Tag im durchgeplanten Ablauf eines Etappenrennens. Wer es im Fernsehen verfolgt hat, dürfte ein paar Dinge nicht mitbekommen haben...
Erst einmal war es heiß. Sehr heiß. Angesichts von Temperaturen um 40 °C in der Mannschaftszone fuhren sich viele Fahrer in Kühlwesten warm und verspürten immer noch die Notwendigkeit, sich mit kaltem Wasser zu erfrischen. Für Alberto Bettiol war es weit weg von den eisigen Bedingungen der Frühjahrsklassiker.
Die Resultate sollten zeigen, dass dies keine Strecke nur für die Spezialisten war. Mehrere Hügel auf dem 27,5 km langen Kurs ließen die Rouleure leiden und kamen den Kletterern entgegen.
Und dann kam das dicke Ende. Der letzte Anstieg zurück nach Pau war mit bis zu 17 % außergewöhnlich steil. Es ist ein weiterer Beweis der Qualität des Frauenradsports, dass Marianne Vos vom Team CCC an diesem letzten Abschnitt die zweitschnellste Zeit sämtlicher Athleten aufstellte, obwohl sie vorher viel weiter gefahren war als ihre männlichen Kollegen.
Seb Langeveld war der erste Fahrer von EF Education First, der den Schutzraum des Teambusses verließ und mit dem Aufwärmen anfing. Nach einem Sturz Vorletzter der Gesamtwertung, fuhr er als Zweiter von der Startrampe.
Simon Clarke, Anführer der gestrigen Ausreißergruppe, schaute gedankenvoll voraus auf sein erstes Rennen als 33-Jähriger...
Bald jedoch war er in sein gewohntes Aufwärmprogramm vertieft.
Es sollte ein guter Tag für das Team werden, da Rigo Uran mit einer super Leistung den vierten Platz erreichte, was gerade die kolumbianischen Journalisten sehr freute. Der Mann mit den weißen Kopfhörern ist bei den Etappenankünften der Tour immer dabei – und immer zu hören.

Etappe 14

TARBES – TOURMALET

Auf der 14. Etappe gab es nur einen Ort für einen Fotografen. Angesichts der beeindruckenden Aussicht von den Steilhängen des Col du Tourmalet gab es keinen Grund, sich anderswo zu positionieren.
Obwohl die oberen Abschnitte des legendären Anstiegs 20 km vom nächstgelegenen Ort entfernt sind, hatten sich überall Radsportfans postiert.
Da die Skilifte zu dieser Jahreszeit nicht aktiv sind, mussten alle, die nicht mit dem Wohlmobil hochgefahren waren, zu Fuß auf den Berg steigen.
Doch für ausgewiesene Anhänger des Sports und für Freunde von gepunkteten Accessoires lohnt sich die Mühe, einen guten Standort zu finden.
Als sich das Rennen näherte, war der Anstieg immer noch teilweise in Wolken gehüllt. Fans, die oben am Gipfel warteten, mussten raten, welche Fahrer es in die Spitzengruppe geschafft hatten und welche abgeschlagen waren.
In einer eleganten Asphalt-Kehre fuhren die Favoriten schließlich aus den weiter unten wabernden Wolken heraus.
Rigo Uran hatte immer noch Kontakt zu seinen Rivalen und arbeitete hart, um dranzubleiben. An anderer Stelle fuhr der Titelverteidiger Geraint Thomas Zeit auf Alaphilippe heraus, verlor aber Sekunden auf Thibaut Pinot.
Nur drei Kilometer vor Schluss konnte der Kolumbianer nicht mehr den Anschluss halten. Distanziert, aber nicht abgehängt, wurde sein Biss auf die Probe gestellt.
In der letzten Kurve passiert die Straße zweimal einen Sessellift, bevor es zum Gipfel noch einmal deutlich steiler wird. Hier ging Thibaut Pinot in die Offensive und fuhr zum Etappensieg, doch nach der brutalen Anstrengung gingen es andere etwas langsamer an.
Während sich der Kapitän von FDJ-Groupama den Tagessieg sicherte, begrenzte Uran auf den letzten Kilometern seinen Rückstand und blieb in den Top Ten der Gesamtwertung. Die Tour ist ein Marathon und kein Sprint, und das weiß er genau.

ETAPPE 15

LIMOUX – FOIX

Die zweite Etappe des Pyrenäen-Wochenendes sollte von der Ausreißergruppe bestimmt werden. Die erste Gruppe war eine Échappé royale, selbst an den Standards der Tour gemessen, zumal Fahrer wie Bardet, Quintana, Simon Yates und der frühere irische Meister Dan Martin dabei waren.
Trotz gebrochener Rippen von einem früheren Sturz schaffte es auch Mike Woods von EF Education First in die Ausreißergruppe. Zwar musste er sich im Finale Simon Yates geschlagen geben, dennoch genoss er seinen ersten Tag in einer Fluchtgruppe der Tour.
Auf jeder Etappe sah man Fans von ungewöhnlichen Standorten aus das Rennen betrachten, und heute war es nicht anders. Kletterte dieser Mann auf die Fensterbank, oder kam er durch das Fenster hindurch?
Egal, wie man sich seinen Ausguck sichert – es kommt darauf an, sich beschäftigt zu halten, wenn man da ist. Wenn wir das nächste Mal an der Strecke stehen, wären wir gerne in Gesellschaft dieses Mannes.
Wie erwartet, wurde die Gesamtwertung im Anstieg nach Prat d’Albis durcheinandergeschüttelt. Der wichtigste Mann bei EF durchlebte bei trübem Wetter einen weiteren schweren Tag. Während Simon Yates seinen zweiten Etappensieg einfuhr, konnte Thibaut Pinot wieder Zeit auf seine Rivalen gutmachen.
Ob im Sieg oder in der Niederlage – der Kolumbianer kann sich immer auf die Unterstützung seines gewissenhaften Betreuers Pasqual verlassen.

Ruhetag

Die Tour ist eines von nur drei Rennen mit zwei Ruhetagen, und der zweite rennfreie Tag ist immer eine willkommene Pause für die Fahrer. Im Teamhotel von EF Education First arbeitete sogar der Gärtner hart daran, dass sich die Gäste wie zu Hause fühlten.
Viele Fahrer nutzen die Chance, ihre Schuhe zu putzen oder gegen ein glänzend neues Paar zu tauschen.
Auch ein Besuch beim Chiropraktiker des Teams steht auf dem Programm, damit sich die Fahrer maximal erholen können, so lange sie die Möglichkeit dazu haben.
Dieser Termin mag der optimalen Pflege dienen, gehört jedoch nicht zu Alberto Bettiols Favoriten.
Mit dem eher entspannten Zeitplan bietet der Ruhetag auch die Gelegenheit, eine Mahlzeit wirklich zu genießen, statt sich vor oder nach dem Rennen hastig zu verpflegen.
Jede einzelne Mahlzeit, die von den Fahrern zu sich genommen wird, wird von Olga, der Köchin des Teams, im eigens dafür ausgebauten Fahrzeug sorgsam zubereitet.

Etappe 16

NÎMES – NÎMES

Die sechzehnte Etappe am Dienstag begann und endete in Nîmes, wo manche Fans aufmerksamer waren als andere.
Mehr als alle anderen in diesem Jahr wurde diese Etappe von der Hitze bestimmt. Selbst an der Startlinie lagen die Temperaturen weit über 30 Grad Celsius und die Fahrer schoben sich Eisbeutel unters Trikot, um sich kühl zu halten.
Eine kleine Ausreißergruppe bildete sich, doch sie war nicht stark genug, um sich dauerhaft vom Peloton abzusetzen. Alles sah nach einem relativ entspannten Tag aus und viele Fernsehproduzenten zeigten Bilder der schönen Flusstäler der Gegend, um ihre Zuschauer bei der Stange zu halten.
In einer Region, die für ihre römischen Bauwerke bekannt ist, war ein Besuch des Aquädukts Pont du Gard – wo die Etappe des folgenden Tages startete – Pflicht.
In voller Stärker jagte das Peloton zurück nach Nîmes, wo der unvermeidliche Sprint die Entscheidung brachte. Deceuninck-Quickstep wurde angeführt vom Dänen Michael Mørkøv und dem Argentinier Maximiliano Richeze, beide gut erkennbar am jeweiligen Meistertrikot, und brachte Elia Viviani perfekt in Position, doch der Geschwindigkeit von Caleb Ewan war er nicht gewachsen.

Etappe 17

PONT DU GARD – GAP

Nach einem kurzen Blick am Vortag hatte das Peloton auf der siebzehnten Etappe ausreichend Gelegenheit, den Pont du Gard zu bewundern. Eine Sonderauflage des Gelben Trikots war zur Feier des Tages geschaffen worden; allerdings würden wir uns mehr darüber freuen, das antike Aquädukt selbst zu sehen.
Auf einer weiteren Etappe bei heißer Witterung hatten diese Fans eine gute Idee.
Simon Clarke schaffte es wieder einmal in die Fluchtgruppe, wo ihn sein Teamgefährte Tom Scully begleitete. Allerdings sollte sich Clarkes ehemaliger Teamkollege den Sieg sichern, den man hier im Hintergrund lauern sieht. Matteo Trentin setzte sich am letzten Anstieg ab, um in Gap den vierten Tagessieg seines Teams zu feiern.

Rapha Doppio