EIN GRUND ZUM FAHREN
Lachlan tauscht Punkte und Preise gegen ein größeres Ziel: Er fährt zugunsten von World Bicycle Relief. Durch die Spende von Fahrrädern ermöglicht WBR jungen Menschen auf der ganzen Welt den Zugang zu Bildung. Wenn dich Lachlans Fahrt inspiriert und du ihn auf seinem Weg unterstützen möchtest, dann möchten wir dich bitten, an WBR zu spenden.
Erzielte Summe
432.230,88 €
Gespendete Fahrräder
2.718
„Also gut, auf nach Paris. Von hier aus geht es nur noch bergab!“
Nun, da er die Berge hinter sich gelassen hatte, war der größte Kampf, dem sich Lachlan gegenübersah, ein scheinbar nicht enden wollender Gegenwind auf seinem Weg gen Norden nach Paris. Das zehrte an seinen Energiereserven und machte es für ihn zu einem mentalen und physischen Kraftakt, den Tag zu überstehen.
Doch als Lachlan am Abend auf seinem Campingplatz ankam, erwartete ihn eine Überraschung: Sein Vater, David Morton, war eingeflogen, um seinem Sohn einen Besuch zu erstatten und ihm die dringend benötigte moralische Unterstützung zu geben. Lachlan hatte nicht die geringste Ahnung, dass sein Vater das geplant hatte, und so waren die Emotionen so groß, dass kein Auge trocken blieb.
Heute Morgen um 10 Uhr (MESZ) startete Lachlan zu seiner letzten und längsten Etappe, um die französische Hauptstadt zu erreichen. Mit einer Gesamtdistanz von 579 km will Lachlan heute Nacht durchfahren und Dienstagmorgen in Paris eintreffen.
Tag 13
Llagonne — Cap de Bouirex
„Ich hoffe, dass ich mich heute etwas besser fühle und so weitermachen kann, wie ich es mir vorgenommen habe, aber man weiß natürlich, dass es solche Tage geben wird. Hoffen wir mal, dass der morgige Tag besser wird, aber wir werden sehen, was passiert.“
Als sich Lachlan zu seinem härtesten Höhenmeter-Tag aufmachte, wurde er mit der vollen Unterstützung von Freunden und Familie empfangen. Sein Teamkollege von EF Education-NIPPO, Jimmy Whelan, fuhr mit ihm und sogar Rohan Dennis, ein weiterer Radprofi, kam vorbei und spendierte selbstgemachtes Bananenbrot. Es folgte ein kurzer Boxenstopp zum Mittagessen mit seiner Frau Rachel, die ihm versicherte, dass das große Stück Seife, das er dabei hatte, das zusätzliche Gewicht auch wert sei.
„Es ist einfach schön, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich schon Bedenken, Rachel währenddessen zu treffen, weil man dann auch einfach ein bisschen die Maske fallen lässt, sich Gedanken über das Ziel macht und darüber, wie es wohl zu Hause ist — und das bremst einfach die Mentalität, die man hatte.
Auf dem Rückweg aus Andorra hielt Lachlan noch an einem Fahrradgeschäft und tauschte die Supermarkt-Pedale, die er an Tag 3 gekauft hatte, gegen BMX/Mountainbike-Pedale aus, was sich später als entscheidender Vorteil herausstellen sollte.
Tag 12
Lavelanet – La Llagonne
„Ich habe versucht, jeden Tag um die 12 Stunden zu fahren, oder zumindest hat es sich so ergeben. Ich muss ja durch die Pyrenäen und den wirklich langen Transfer zurück nach Paris schaffen.“
Nachdem er seine elektronische Schaltung wieder aufgeladen und ein paar Carbon-Sohlen in seine treuen Sandalen gesteckt hatte (die ihm ein freundlicher Unterstützer, der sein Vorhaben verfolgt, geschenkt hatte), war Lachlan bereit, sich auf den Weg in die Berge zu machen, wo ein harter Tag vor ihm liegen würde. Die Auswirkungen von zwölf langen Tagen im Sattel, ohne Pause, Mechaniker oder jegliche Art von Komfort und mit nur sehr wenig Zeit zur Regeneration, machten sich bei Lachlan bemerkbar, sowohl mental als auch körperlich.
Zwölf Stunden nach seinem Aufbruch am Morgen erreichte Lachlan seinen Zeltplatz. Wieder zurück in seinem Biwak, um sich vor den kühleren Temperaturen zu schützen, die mit der Höhe einhergingen. Hier sinnierte er über kommenden Tage — und hier war es, wo sich eine erste Unsicherheit einschlich.
Gestern kam er Girona so nah wie nie bei seiner Alt Tour, sodass er feststellte, es schneller wäre, gleich nach Hause zu fahren als nach Paris. Der letzte Transfer wird der längste sein, den er je am Stück gefahren ist.
„Das ist ein ganz anderes Gefühl von Müdigkeit. Ich brauche zwei bis drei Stunden, um auf Touren zu kommen. Nach fünf Stunden fühle ich mich richtig gut und die letzten vier oder fünf Stunden werden nochmal richtig zäh. Die Belastung für meinen Körper ist wirklich hoch, überall habe ich Blasen.“
Tag 10
Malaucène — Villevielle
„Ich war ziemlich allein dort oben. Es fühlte sich wie ein religiöser Moment an, denn es kommt nicht so oft vor, dass man diesen Berg ganz für sich allein hat.“
Während sich die Rennfahrer der Tour einen Ruhetag gönnten, bereitete sich Lachlan auf eine weitere lange Tour im Sattel vor und legte über 300 km in 13 Stunden zurück, wodurch er seinen Vorsprung auf das Feld auf 850 km ausbaute. Ein wichtiger Vorteil vor seinem letzten 500-km-Transfer nach Paris.
Obwohl er wieder auf feste Schuhe umgestiegen war, trugen die vielen Regentage und die spärlichen Gelegenheiten zum Trocknen zu Lachlans Fußschmerzen bei. Glücklicherweise bedeutete das wärmere Wetter im Süden auch, dass Lachlan außerhalb seines Biwaks und unter seinem Schlafsack schlafen konnte, um „alles einmal durchzulüften“. Und auch ein weiteres Paar Lachlan-Sandalen erwies sich bei seinem zweiten Anstieg zum Ventoux als nützlich.
„Meine Füße sind einfach generell empfindlich. Ironischerweise waren die Sandalen die Ursache des Problems — und jetzt werden sie die Lösung dafür sein.“
Bei Sonnenaufgang bewältigte Lachlan noch einmal die Strecke zum Gipfel des Ventoux und wurde mit einem strahlend blauen Himmel, einer atemberaubenden Sicht und leeren Straßen belohnt. Es war sein viertes und bisher schönstes Mal, dass er in diesem Jahr hinaufgefahren ist.
Heute wird Lachlan weitere 300 km zurücklegen, um die 12. Etappe zu vollenden und in den Süden Frankreichs durch Nîmes und zur die 13. Etappe zu gelangen.
„Ich genieße es gerade einfach. Sieht so aus, als würde es tatsächlich ein hartes Zeitfahren werden. Wenn dieser Wind nicht nachlässt oder sogar noch zunimmt, wird die Etappe interessant.“